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Lieben wie Schumann und Brahms

Das Duo Anna Khomichko und Roger Morelló Ros tritt am 16. Juni 2023 im Kulturzentrum Schloss Bonndorf auf. In ihrem Programm wollen sie dem Motiv der Liebe in den Kompositionen von Robert Schumann, Clara Schumann und Johannes Brahms nachgehen. Stattsofa hat die Pianistin Anna Khomichko interviewt.

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Stattsofa: Liebe scheint uns zuallererst ein universelles Gefühl, in dem wir uns leicht wiedererkennen. Äußert sich dieses Gefühl musikalisch in wiederkehrenden Codes? Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den drei Komponisten? Oder hat da jeder seinen eigenen, persönlichen Zugang?

Anna Khomichko: Liebe ist tatsächlich ein universelles Gefühl und eines der Hauptthemen in der Musik generell. Die drei Komponisten haben natürlich etwas Gemeinsames in der Musiksprache, sie kannten sich und haben sich bestimmt voneinander inspirieren lassen. Das ist hochromantische Musik, fast in der gleichen Zeit entstanden. Allerdings hat jeder von diesen drei Komponisten auch einen persönlichen Musikstil und eine persönliche Geschichte. Das werden sie beim Konzert erfahren! 

Roger Morelló Ros und Anna Khomichko sind u.a. in der Berliner Philharmonie und dem Palau de la Música Catalana in Barcelona aufgetreten.

Stattsofa: Das Ehepaar Schumann und auch Brahms gelten als Vertreter der Romantik. Müssen wir uns ihre Vorstellung der Liebe – musikalisch, persönlich – in diesem romantischen Kontext verorten? Oder kann man darin, wie ihre Dreiecksbeziehung verläuft, auch für heute noch Gültigkeiten ableiten?

Khomichko: Ich denke, Menschen spüren Liebe heutzutage genau wie die Schumanns oder Brahms. Natürlich war die Situation von Clara Schumann etwas anderes als die Situation einer typischen Frau heutzutage in einem westlichen Land. Sie hat eine große Karriere als Pianistin und Komponistin aufgegeben, um eine gute Hausfrau zu sein für Robert Schumann, der damals gar nicht bekannt als Musiker war. Sie hatte acht Kinder, das hat man ja auch kaum in unserer Zeit. Aber die Beziehungen zwischen den dreien sind sehr aktuell für heute, Dreiecksbeziehungen und komplizierte Lebenssituationen haben Menschen genauso wie zuvor.

Anna Khomichko: "Ich denke, Menschen spüren Liebe heutzutage genau wie die Schumanns oder Brahms."

Stattsofa: Ihr Duo-Partner und Cellist Roger Morelló Ros führt sein Instrument stets mit sich. Sie müssen auf Tourneen als Pianistin mit Instrumenten performen, auf denen Sie sich zuvor nur kurz eingespielt haben. Da entstehen doch bestimmt Geschichten, oder?

Khomichko: Ja, das ist immer eine Überraschung, welches Instrument man als nächstes bekommt. Interessanterweise, habe ich (zum Glück!) keine kuriose Geschichte, bis jetzt waren alle Tasten und alle Seiten da! Ein paar Mal habe ich Flügel aus der 19. Jahrhundert bekommen - ich liebe alte Instrumente, aber sie sind vom Klang und von der Mechanik etwas anders und wahrscheinlich war es eher für das Publikum eine Überraschung, diesen Klang zu erleben.

Stattsofa: Es wird Ihr erster Auftritt im Kulturzentrum Schloss Bonndorf sein, mit welchen Erwartungen reisen Sie in den Schwarzwald?

Khomichko: Wir beide lieben Natur und hoffentlich haben eine oder zwei Stunden für einen Spaziergang morgens nach dem Konzert, bevor wir zurückfahren.

Fragen: Eduardo Hilpert. © Fotos: Wei Hung und Sihoo Kim.