ANRA
Künstlerduo aus Lottstetten
Willkommen in der Trash-Oase
Seitdem das ANRA Künstlerduo das alte Lottstetter Pfarrhaus als Atelier nutzt, findet sich die kleine Gemeinde am Jestetter Zipfel im regionalen Kunstpanorama an prominenter Stelle wieder. Seit 2018 haben im ANRA-Künstlerhaus beachtliche zehn Ausstellungen stattgefunden – Stattsofa hat die Brüder Andreas und Ralph Hilbert an ihrem Wirkungsort besucht.
Ein seltsamer Charme begegnet dem Besucher, sobald dieser die Schwelle des ANRA Künstlerhauses passiert – das altehrwürdige Ambiente des Pfarrhauses vermengt sich mit den futuristisch anmutenden Werken und Installationen seiner beherbergten Künstler. Und wenn auch die Konstellation nicht die naheliegendste sein mag – sie hat einen anregenden Effekt. Die Räume zu durchschreiten heißt Neuland betreten. So etwas gibt es nur hier. Nur in Lottstetten.
„Tatsächlich ist das Künstlerhaus von der Bevölkerung sehr gut angenommen worden“, berichtet Andreas Hilbert. „Und auch darüber hinaus“ pflichtet ihm sein Bruder Ralph bei. „Die Menschen kommen von weither“. Das Duo zeigt sich gegenüber der Gemeinde, die ihnen das Gebäude zur Zwischennutzung überlassen hat, äußerst dankbar. Längst kann man von einer klassischen Win-win-Situation sprechen. Biete Raum, erhalte Kunst.
Mit zunehmender Dauer der Führung gesellt sich zum ersten Eindruck des Exotischen auch die Überzeugung, dass hinter dem Ungewohnten in den Arbeiten ANRAs das Schaffen der beiden Brüder von großem Verantwortungsbewusstsein geprägt ist.
Beispielhaft dafür ist die Müll-Installation auf dem Speicher. Isoliert betrachtet kann diese zunächst willkürlich oder gar befremdlich wirken. Hat man jedoch die unteren Geschosse besichtigt, bei denen die Sorge vor der Umweltzerstörung sich sowohl im Bildprogramm als auch in der Verwendung recycelter Materialien äußert, wird der Müllberg wahrhaftig zum Gipfel, zur konsequenten Vollendung eines klaren Programms. Daneben ein Roboter, der in immer gleicher Emotionslosigkeit von der „Sehnsucht“ spricht… Ist das nun bedrückend oder schon wieder lustig? Dystopie und Humor, made by ANRA.
Die Vielschichtigkeit und künstlerische Originalität von Andreas und Ralph Hilbert, die übrigens seit 2008 als ANRA signieren, war mit ausschlaggebend dafür, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit einem Werkstipendium bedacht worden zu sein. Die daraus entstandenen Arbeiten werden nun vom 17. bis zum 19. Juni 2022 präsentiert. Im ANRA Künstlerhaus, im Künstlerdorf Lottstetten.
Text und Bilder: Eduardo Hilpert