Anthony Agbovi

Künstler aus Wehr

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Das Vorbild des Savannenbaumes

Dass Mensch und Umwelt untrennbar miteinander verbunden sind, Anthony Agbovis Bilder lassen es erahnen. Stattsofa hatte die Chance, den Künstler in seinem Wehrer Atelier zu besuchen – und ihn zu befragen, was genau es mit seinen Menschenbäumen auf sich hat. Der aus Ghana stammende Maler hat vor wenigen Tagen die Werkserie abgeschlossen, die ab 17. Mai 2022 im Kreismuseum St. Blasien zu sehen sein wird.

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Fasziniert von den Parallelen zwischen dem Menschen und dem Savannenbaum Dzogbeti, erhob Anthony Agbovi sie zum Thema seiner künstlerischen Auseinandersetzung. „Der Savannenbaum hat kein einfaches Leben“, setzt Agbovi zu einer Erklärung an. „Mal leidet er unter Trockenheit, dann hat er lange Regenzeiten zu überstehen, Buschfeuer muss er über sich ergehen lassen… er hat kein leichtes Schicksal.“ Das bleibt auch dem Menschen meist verwehrt. Aber statt, von den Erfahrungen gezeichnet, sich von der gefahrvollen Umwelt abzuwenden und in sich zu kehren „muss man wieder neue Triebe, neue Blätter bekommen“, wie Agbovi bekräftigt. Und allen Verletzungen zum Trotz, nicht mit dem eigenen Leben geizen. Der Dzogbeti teile den Nektar seiner Blüten mit den Schmetterlingen und Bienen ja ebenso, wie er später seine Früchte zur Labung darbringt und im Sommer Schatten spende.

Anthony Agbovi: "Man muss wieder neue Triebe bekommen."

Anthony Agbovis Bilder sprechen denn auch von der Notwendigkeit, uns selbst in der Natur zu erkennen und den Menschen als natürliches Wesen zu akzeptieren – mit all seinen Unzulänglichkeiten. Scheinen viele seiner Werke auf den ersten Blick zunächst farbenfrohe und lebensbejahende Bilderwelten dazustellen, stellt der verweilende Betrachter jedoch bald fest, dass etwas Unbestimmtes entrückt, die Harmonie gestört ist. Das Thema Umweltzerstörung ist offenbar, doch die Frage, die Anthony Abgovi stellt, ist vielmehr die, wer den größeren Schaden an der Umweltzerstörung nimmt: die Umwelt, oder der Mensch selbst?

Seit zwei Jahren lebt und arbeitet Anthony Agbovi in Wehr.

Nach Stationen in Leipzig und der Schweiz lebt und arbeitet Anhony Agbovi seit bald zwei Jahren in Wehr. Besonders, wie achtsam die Bewohner des Schwarzwaldes mit ihrer Umwelt umgehen, habe ihn positiv überrascht. Nimmt man die künstlerische Produktivität als Maßstab – das Atelier hat kaum Platz, um die zahllosen Bilder zu beherbergen – scheint sich Agbovi in Wehr wohlzufühlen. An den Früchten seiner Arbeit wird er, gleich dem Dzogbeti, alle teilhaben lassen.

Text und Bilder: Eduardo Hilpert