„Klatsch, Geschwätz, Gezischel und Gemurmel“ in Schopfloch
Dr. Jürgen Glocker hat Literaturwissenschaft und Geschichte studiert. 30 Jahre lang war er Leiter des Amtes für Kultur, Archivwesen und Öffentlichkeitsarbeit im Landkreis Waldshut. Er lebt als Schriftsteller und Kulturvermittler in Waldshut. Sein vierter Roman „Schopfloch“ wird in einer Lesung am 16.11.2021 im Bildungswerk Waldshut vorgestellt.
Stattsofa: „Schopfloch – Ein Kleinstadtroman“ ist der Titel des neuen Buches. Es spielt in einer Kleinstadt im Schwarzwald und handelt von den „Irrungen und Wirrungen eines intellektuellen Hochstaplers“. „Es gibt nichts Langweiligeres als einen realistischen Roman“, heißt es zu Anfang im Buch. Was für einen Roman haben Sie nun geschrieben?
J. Glocker: Es ist eine Komödie, die in manchen bewusst überspitzten Details die Handlung auch zur Farce werden lässt. Es geht um den Gegensatz von Provinz und universitärer Großstadt und wie den Menschen darin ihr Leben gelingt – oder auch nicht.
Ort und Personen sind fiktiv. Schopfloch kann überall sein. Es ist auch kein Schlüssel- oder gar Enthüllungsroman. Aber die Geschichte ist im Schwarzwald angesiedelt, einer Kulisse, die mir seit der Kindheit vertraut ist, wo ich mich auskenne.
Stattsofa: …das merkt man an den eingestreuten, stimmigen Landschafts- und Naturskizzierungen.
J. Glocker: Ein „Nebenthema“ des Buches ist ja auch die Veränderung des Schwarzwaldes durch den Tourismus…
Stattsofa: …und da ist es dann gar nicht mehr fiktiv, sondern sehr wirklichkeitsnah geschildert!
Stattsofa: Kehren wir aber nochmal zum Haupterzählstrang zurück: es kommt ja nicht nur ein eigentlicher Erzähler zu Wort, sondern es gibt mehrere ganz unterschiedliche Stimmen, die den Verlauf der Handlung beschreiben oder kommentieren.
J. Glocker: Es gibt einen „unzuverlässigen“ Haupterzähler. Seine Sicht der Dinge wird durch andere Perspektiven ergänzt oder korrigiert. Diese Figuren unterscheiden sich in ihrem unterschiedlichen Sprach- oder Mitteilungsstil, z.B. durch Brief oder E-mail.
Stattsofa: …das macht die Geschichte lebendig. Als Leserin fühlt man sich dadurch wirklich „mittendrin“ im Geschehen. Wie entwickeln Sie Ihre Figuren?
J. Glocker: Die Idee zu dem Buch liegt schon Jahre zurück und es war ein langwieriger Schreibvorgang mit mehreren Fassungen und Überarbeitungen. Beginn und Ziel des Romans waren früh klar, aber die Figuren in der Erzählung und Handlungsdetails erhielten ihr Profil während des Schreibens. Man „lebt“ dann mit den Figuren und der Geschichte.
Stattsofa: Mich hat beim Lesen noch etwas ganz anderes gefesselt. Ich habe auch eine Charade, ein Literatur-Rätsel darin gesehen. Es gibt zahllose Verweise auf Werke der deutschen und internationalen Literatur. Viele werden direkt zitiert, auf andere gibt es offene oder versteckte Hinweise. Das ist ein „Extraspaß“ beim Suchen und Entdecken!
J. Glocker: Ja, das stimmt. Das freut mich natürlich, dass das bemerkt wird. Auch viele Kleinigkeiten sind in dieser Hinsicht „ausgefeilt“ und inhaltlich besetzt.
Aber darüber wollen wir jetzt keine Details verraten. Das sollen die Leserinnen und Leser selbst herausfinden!