„Heimat ist da, wo ich verstehe und verstanden werde"
Zu Besuch im Heimatmuseum in Görwihl: In einem Gespräch mit Ernst Waßmer und Hans-Jörg Sackmann vom Heimatmuseum Görwihl gewinnt Stattsofa einen lebendigen Einblick in die Geschichte des Hotzenwalds und in die Entstehung des Museums.
StattSofa: Wie sind Sie dazu gekommen, sich für das Heimatmuseum zu engagieren?
Waßmer: Ich wurde von Harald Scheuble, unserem Altbürgermeister gefragt, ob ich Lust hätte, Führungen zu geben. Das hatte ich und ich bereue es nicht. Im Laufe der Jahre wurde mir das Museum immer vertrauter. Heute stehe ich hier und gebe Führungen. Ich bin froh ein Teil vom Heimatmuseum zu sein. So kann ich sicher sein, dass mir nicht langweilig wird. Das ist im Alter ja auch wichtig!
Sackmann: Ich habe mich ursprünglich nur um kleinere Hausmeisterarbeiten gekümmert und habe beispielsweise den Rasen gemäht. Das hat sich angeboten, da ich in der Nähe des Museums wohne. Harald Scheuble war schon immer engagiert und motiviert, neue Leute ins Boot zu holen. Vor einigen Jahren kam er auf mich zu und fragte ob ich mehr Verantwortung übernehmen wolle. Seither gebe ich auch Führungen für Gruppen und Schulklassen.
StattSofa: Haben Sie ein Lieblingsstück in dem Museum?
Waßmer: Ich habe nicht unbedingt ein Lieblingsstück, allerdings einen Lieblingsraum im Museum, und zwar die alte Dorfschule. Ich war früher selbst Lehrer. Die Dorfschule weckt schöne Erinnerungen an eine tolle Zeit. Deshalb halte ich mich in diesem Raum gerne auf. Die gemütliche Atmosphäre lädt oft zu angenehmen Gesprächen und lebhaften Diskussionen ein. Außerdem finden hier häufig die ersten Stunden eines Klassentreffens von Ehemaligen statt.
Wie ist das Museum mit der Geschichte des Hotzenwalds verbunden?
Sackmann: Mit der Geschichte des Hotzenwalds verbinde ich insbesondere die beeindruckende Natur und die kulturelle Vielfalt der Region. Auch die Herausforderungen und Veränderungen, die die Gegend im Laufe der Zeit durch Landwirtschaft, Holzabbau und Tourismus erlebt hat, kommen mir in den Sinn. Diese Facetten spiegeln sich im Heimatmuseum wider – von traditionellen Trachten bis zur alten Dorfschule. Diese Elemente verleihen der Region ein starkes Gefühl von Heimat und Tradition, das bis heute spürbar ist
StattSofa: Hat sich das Publikum in den letzten Jahren verändert und vor welchen Herausforderungen steht das Museum?
Waßmer: Das Publikum hat sich definitiv verändert. Aus Görwihl selbst kommen nur noch wenige Besucher. Aber das ist normal. Wer das Museum schon einmal gesehen hat, kennt es. Da es keine wechselnden Ausstellungen gibt, schaut man es sich kein zweites oder drittes Mal an. Allerdings besuchen uns oft ehemalige Görwihler. Sie wollen das Gefühl der alten Heimat spüren und in alten Erinnerungen schwelgen. Ein Besucher hat es einmal so beschrieben: „Ich komme gern hierher zurück, denn Heimat ist da, wo ich verstehe und verstanden werde“
StattSofa: Haben Sie Wünsche für die Zukunft des Museums?
Sackmann: Die Zukunft des Heimatmuseums sollte einer Vision verfolgen, die das kulturelle Erbe bewahrt und die Gemeinschaft einbindet. Vor allem von der älteren Generation hören wir oft, dass sie sich hier wie daheim fühlen. Dieses Gefühl soll das Heimatmuseum weiterhin vermitteln.
Ich würde mir wünschen, dass das Museum weiterhin so ein lebendiger Ort bleibt, für den sich sowohl Jung als auch Alt begeistern können.
Fragen und Bilder: Chiara Palla
Über das Heimatmuseum Görwihl
Das Heimatmuseum Görwihl geht zurück auf eine Initiative der vier Gründungsväter – Paul Eisenbeis, Dr. Bruno Feige, Dr. Günther Romacker und Alfred Frei – im April 1975. Im Rahmen einer Gründungsversammlung legten die den Grundstein für ein Projekt, das die Kultur und Geschichte der Region bewahren sollte. Obwohl sie alle nicht aus Görwihl stammten, war es ihr Bestreben, die lokalen Traditionen zu fördern. Dies ebnete den Weg für das Museum. Nach Jahren der Vorbereitung und ersten Ausstellungen in der alten Hauptschule, wurde 1986 schließlich das jetzige Museum eingeweiht. Es bietet seither einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der Gemeinde und wird regelmäßig zu einem lebendigen Ort des Austauschs und des Lernens.