Gerhard Krug

Historiker aus Oberwihl

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Gigabyte statt Kupferstich

Landkarten und geographische Ansichten faszinieren Gerhard Krug seit seiner Kindheit: ihr Detailreichtum, die Kunstfertigkeit der Ausführung, ihre Genauigkeit oder Fehlerhaftigkeit aus heutiger Sicht. Sein Interesse an Landkarten und Heimatgeschichte vertieft Gerhard Krug seit 2020. Dabei nutzt er seine Erfahrungen aus dem Studium der Geographie und Informatik und überführt historische Forschung methodisch in unsere moderne Zeit. 

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Gerhard Krug verwendet öffentlich zugängliche geographische Daten und eine freie Software (GIS-System), die zahlreiche Variationen und Kombinationen der Darstellung bietet. „Aus meiner früheren beruflichen Tätigkeit bin ich es gewohnt, große Datenmengen zu ordnen und zu analysieren“, erzählt er. Am Computerbildschirm zeigt er eine Geländeansicht, die an die reliefartige Oberfläche des Mondes erinnert. Einzelne zarte Linien, Erhebungen und Vertiefungen sind erkennbar. Eine winzige Vertiefung ist farbig markiert. „Das ist ein ehemaliges Silberbergwerk im Kirchspielwald, das aber rasch wieder aufgegeben wurde. Und diese Linien entsprechen früheren Schanzenanlagen und Verteidigungswällen“, demonstriert er.

Stattsofa: Und wo sind die Bäume auf dieser Aufnahme?

Gerhard Krug: „Der Bewuchs wird auf diesen sogenannten LIDAR (Light Detection and Ranging) -Bildern rechnerisch entfernt, sodass die alleinige Geländeoberfläche erkennbar wird. Die Auflösung der Bilder liegt übrigens bei 1 m!

Mit ein paar Klicks wird die passende topographische Karte auf die Geländeoberfläche gelegt. Nun ist der exakte geographische Verlauf der interessierenden Strukturen erkennbar. Aus den Daten können auch digitale Geländemodelle erstellt und ein Flug über eine Region simuliert werden.

Stattsofa: Das sind ja enorme Datenmengen, mit denen Sie arbeiten.

Gerhard Krug: „Ja, ich habe ca. 6300 Dateien dazu in meinem Computer mit einem Volumen von 136 Gigabyte. Davon sind allein 1700 Karten.“

Stattsofa: Was machen Sie mit Ihren Forschungsergebnissen? Was folgt daraus?

Gerhard Krug: Ich mache daraus Veröffentlichungen oder gebe die Informationen an befreundete Historiker weiter.

Viele Daten, einer der sie zu interpretieren weiß: Historiker Gerhard Krug.

Stattsofa: Mit welchem Thema beschäftigen Sie sich aktuell?

Gerhard Krug: Gerade habe ich eine Publikation über den vorderen und hinteren Landhag in der Grafschaft Hauenstein fertiggestellt. In den nächsten Wochen werden mehrere öffentliche Vorträge dazu stattfinden.

Stattsofa: Wenn man so intensiv am Computer arbeitet, tritt da der direkte Heimatbezug nicht in den Hintergrund?

Gerhard Krug (lacht): Meine Geschichtsforschung spielt sich auch vor Ort ab. Den Landhag bin ich in Gänze abgewandert oder mit dem Mountainbike abgefahren und habe mir den Verlauf vor Ort angesehen. Ich fertige Fotos und ein GPS-Profil solcher Exkursionen an.

Stattsofa: Was wünscht sich ein Historiker für die Zukunft seiner Tätigkeit?

Gerhard Krug: Schön wäre es, wenn vielleicht einmal ein Themenwanderweg aus den Forschungen entwickelt wird… und weitere Interessierte zu finden, die Heimatkunde mit den Möglichkeiten der modernen IT betreiben möchten.

Text und Bilder: Dr. Sylvia Vetter.

 

Vortragstermine: Der Vordere und Hintere Landhag in der Grafschaft Hauenstein

01.02.2023 19:00 Uhr Niederwihl Gasthof Adler

15.03.2023  Haus Fischerzunft Bad Säckingen