Hausausstellung „Schwarz weiss grau“
Die Kunst, dieser freundliche Hausbesetzer
Kann man Kunst im Flur würdig ausstellen? Die Antwort ist ja! Jutta Binner-Schwarz und Gerhard Schwarz verwandeln bereits zum 14. Mal ihr Wohnhaus in Stühlingen in eine temporäre Galerie. Neben den Keramiken des Gastgebers Gerhard Schwarz werden Graphitzeichnungen von Jochen Schneider gezeigt.
Ein besserer Hobbykeller, ein offenes Atelier… das alles kennt man zu Genüge. Eine Hausausstellung auf drei Etagen dürfte in der Region hingegen ziemlich einmalig sein. Was bringt die Aussteller dazu, ihr Privates zur Seite zu räumen und den Kunstwerken den Platz zu gewähren, den man für gewöhnlich zum Leben beansprucht? „Am Anfang ist die Idee tatsächlich aus der Not heraus geboren. Die Ausstellungsmöglichkeiten in der Region waren überschaubar. Und so haben wir seit 1993 Künstler zu uns nach Hause eingeladen“, erinnert sich Gerhard Schwarz. Längst hat sich das außergewöhnliche Format etabliert. Jochen Schneider ist bereits der 14. Künstler, dessen Werke das Ehepaar Schwarz – natürlich auch außerhalb der Öffnungszeiten – in seinen Räumlichkeiten begleiten.
In einer Gesellschaft, in der die strikte Trennung von öffentlichem und privatem Raum unumstößlich festgeschrieben ist, bricht die Hausausstellung Im Seegarten 5 mit den Konventionen. Jutta Binner-Schwarz empfindet die Besucher jedoch keineswegs als Eindringlinge: „Man wird nicht in der Intimsphäre verletzt, nein. Nur einmal stand plötzlich ein fremder Herr in der Küche und hat unser Gewürzregal studiert. Wobei, das war eher amüsant.“ Gänzlich gibt sich das Paar allerdings nicht preis: Ein Stoffschutz deckt z.B. die Bücherregale ab. Aus der Besucherperspektive entsteht zu keinem Moment der Eindruck, das Private werde zur Schau gestellt. Es sind die Werke, die im Fokus stehen.
Als eingeladener Künstler ist Jochen Schneider denn auch vollkommen mit der Präsentation seiner Graphitzeichnungen zufrieden. Für den in Berlin lebenden Obermettinger ist die Hausausstellung eine neue Erfahrung, obwohl die Bundeshauptstadt nicht gerade arm an extravaganten Inszenierungen ist. Und noch etwas reizt ihn: „Für mich ist es besonders, hier als Künstler aufzutreten. Ich hatte immer diese Teilung: In Berlin bin ich Künstler, und in die Heimat bin ich als Privatperson zurückgekehrt.“ Mit den Keramiken von Gerhard Schwarz harmonieren seine Zeichnungen auf fast schon beängstigende Weise, wenngleich beide Männer versichern, nicht auf einen arrangierten Effekt hingearbeitet zu haben.
Bleibt noch die Frage, ob nach drei Wochen Ausstellung die Finissage und die Rückkehr in den Alltag nicht gar mehr als die Eröffnung gefeiert werden. „Nein“ antwortet Binner-Schwarz knapp. Und bis es soweit ist, sind alle Besucher weiterhin Im Seegarten 5 willkommen, dem Haus, das die Kunst für sich eingenommen hat.
Text und Bilder: Eduardo Hilpert