
Heimat? Was ist das?
Vom 11. Mai bis 8. Juni präsentiert der Kunstverein Hochrhein e.V. die Ausstellung „HEIMAT“ im Kulturhaus Villa Berberich in Bad Säckingen. Stattsofa spricht mit dem Vereinsvorsitzenden und Ausstellungskurator Frank van Veen.
Stattsofa: Der Kunstverein Hochrhein zeigt zeitgenössische Kunst. Weshalb wählten Sie „HEIMAT“ als Thema ihrer kommenden Ausstellung?
Frank van Veen: Es ist ein sehr facettenreiches Thema, das allein deshalb bei vielen Menschen Interesse weckt. Eine Auseinandersetzung mit dem Begriff „Heimat“ halte ich aber auch deshalb für wichtig, weil er in jüngster Zeit – wieder – politisch für fremdenfeindliche Gesinnungen missbraucht wird.
Stattsofa: Welche weiteren Aspekte erscheinen Ihnen diskussionswürdig?
Frank van Veen: Man kann beispielsweise kitschig anmutende Darstellungen von „Heimat“ finden, die ein verklärendes, realitätsfernes Bild des Lebens im ländlichen Raum zeichnen. Das empfinde ich als „pseudogefühlig“, damit kann ich nicht viel anfangen.
Stattsofa: Wo ist Ihre Heimat?
Frank van Veen: In der Formulierung dieser Frage klingt durch, dass „Heimat“ meist mit einem geographischen Ort verbunden wird. Aber muss Heimat denn immer einen Bezug zu einem definierten Raum haben? Ich kann das für mich gar nicht benennen: in Frankfurt/Main aufgewachsen, mit Lebensstationen an verschiedenen Orten und niederländischen Vorfahren fühle ich mich am ehesten als Europäer.
Stattsofa: Sie sprechen damit soziale, gesellschaftliche und geistige Bezüge des Heimatbegriffs an. Haben Sie ein weiteres Beispiel dafür?
Frank van Veen: Mir fällt auf, dass Jugendliche durch ihr Engagement in den vielen örtlichen Vereinen ein Zugehörigkeitsgefühl, eine Identifizierung mit ihrer Heimat erfahren. Das sehe ich ganz positiv.
Stattsofa: Wie wird „Heimat“ denn nun in der Ausstellung dargestellt werden?
Frank van Veen: Wir zeigen Gemälde und Skulpturen von Bettina Bohn, Albi Maier, Myrte Rödelberger und Paulina Vogt. Alle vier Kunstschaffenden leben in der hiesigen Region oder haben ihre Wurzeln hier. Bettina Bohn und Paulina Vogt schöpfen künstlerische Inspiration aus der Natur – da haben wir den räumlichen Bezug. Paulina Vogt verwendet alte Farbpigmente aus der Werkstatt ihres Großvaters für ihre Gemälde – ein Beispiel für einen sozialen Bezug. In den Skulpturen Myrthe Rödelbergers verbindet sich das Material Holz mit mythischen Motiven aus ihrer Kindheit und Reiseinspirationen zu einer ganz persönlichen Ausdrucksform, die sich vom engen Heimatbegriff löst.
Stattsofa: Das Ausstellungsplakat zeigt einen der Schwarzwaldhöfe von Albi Maier, also ein Motiv, das man unmittelbar mit „Heimat“ verbindet.
Frank van Veen: … wobei der Künstler allerdings kein idyllisches Klischee zeigt. Die romantische Anmutung wird von einem düsteren Zauber durchsetzt. Diese Ambivalenz passt gut zu unseren Gedanken zur Ausstellung!
Stattsofa: Wir wünschen der Ausstellung, die von literarischen Veranstaltungen begleitet wird, viele Besucher!
Text und Fotos: Sylvia Vetter
Kontakt: info@kunstverein-hochrhein.de