"4. Ikebana - Kalligraphie - Keramik - Origami"-Ausstellung
Villa Berberich
hitotsu no sekai ga shuzugen shimas - eine Welt entsteht
Die umfassende Ausstellung japanischer Kunstobjekte Ikebana-Kalligraphie-Keramik-Origami in der Villa Berberich in Bad Säckingen erforderte eine aufwändige Vorbereitung. Stattsofa hat den Aufbau der Exponate begleitet.
Mittwoch, 22. Juni 2022
Helle Wände, Parkettböden, offene Fenster, durch die frische Regenluft zieht. Die Räume der Villa Berberich zeigen ihre Schönheit. Am Boden stehen Kisten, Verpackungsmaterial liegt daneben.
An einigen Wänden lehnen gerahmte Bilder, in den Kisten liegen kugelige Objekte aus gefaltetem, weißem Papier. Eine wolkenartige Skulptur wirft einen bizarren Schatten an die Wand. Elke Muche, Faltkünstlerin, packt vorsichtig ihre Werke aus. Sie hat schon einen Plan, welches Bild wohin soll.
In mehreren Räumen entdeckt man weiße Sockel in unterschiedlichen Höhen. „Darauf werden später die Ikebana-Gestecke platziert “, erklärt Regina Haußmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Peter die Ausstellung plant und organisiert. Elke Muche weist auf ein farbiges Faltbild hin: „Für diese Ausstellung habe ich auch einige florale und farbige Motive Werke ausgewählt.“ Die geplante Hängung der Faltarbeiten wurde mit der Kalligraphie-Künstlerin abgesprochen. Sie wird morgen mit ihren Werken anreisen.
Donnerstag, 23. Juni 2022
Ein strahlender Sommermorgen erhellt die Ausstellungsräume. Wieder lehnen Bilder in Folie verpackt an den Wänden. Heute sind es Kalligraphien von Rie Takeda. Ein starker Kontrast zu den zarten, meist abstrakten Origami-Faltarbeiten, die inzwischen an den gegenüberliegenden Wänden hängen. Die Wände hinter den Plätzen für die Blumensteckereien müssen frei bleiben, für einige Schriftbilder daher neue Plätze gefunden werden. Wo werden die Keramiken stehen? „Auf Sockeln in der Mitte der Räume“ erläutert Regina Haußmann. „Es bleibt bis zum Schluss spannend, denn die Ikebanagestecke werden erst ganz kurz vor der Vernissage angefertigt.“
Samstag, 02. Juli 2022
Heute ist reger Betrieb in den Ausstellungsräumen. Weiße Sockel unterschiedlicher Größe und Höhe werden auf Rollwägen von Raum zu Raum geschoben. Die Keramiker ordnen die Sockel immer wieder neu an und arrangieren ihre Keramiken darauf. Wie in einem Geduldsspiel mit großen Bauklötzen. Einige Vasen haben ungewöhnliche Formen. Sie sind in Freihandtechnik von Koko Uozumi geformt. Hiroshi Kozakis Schalen sind außen matt, lehmfarben oder dunkelgrau. Das hänge vom verwendeten Ton ab, erklärt er. Innen sind die Schalen glänzend, mit überraschenden Farbeffekten. Eine Schale auf dem Fensterbrett fängt das Sonnenlicht ein, blaugolden glitzert es am Grund des Gefäßes.
Die Keramiken von Beatrix Sturm-Kerstan sind noch verpackt. Harmonische Farben schimmern aus den Boxen, zarte Dekorelemente kann man ahnen und gerne möchte man eine solche Schale in den Händen halten.
In jedem Raum sind Blumen, Zweige, Gräser ausgebreitet. Schmiedeeiserne Scheren liegen dazwischen. Drei Ikebanistinnen von Ikebana International Schweiz fertigen ganz unterschiedliche Blumengestecke an. „Wir vertreten verschiedene Ikebana-Schulen“ erläutern sie. In einer Schale berühren sich nur eine Blume und ein Blatt. „Die tanzenden Blumen“ heißt dieser Stil. Ein anderes Gesteck in einer Vase wird gerade von der Ikebanistin betrachtet. Zögernd knipst sie ein einzelnes Blatt von einem bizarren Zweig ab, dann ein weiteres. Nun ist sie zufrieden: Das Arrangement wirkt leichter, die Linie des Zweiges kommt besser zur Geltung.
Die Gestecke werden während der Ausstellung immer wieder ausgetauscht werden.
„So gibt es wirklich Grund, diese Ausstellung japanischer Ästhetik mehrmals zu besuchen“, bin ich mir mit den Künstlern und Organisatoren zum Abschied lächelnd einig.
Text und Bilder: Sylvia Vetter.