Schöner Schein des Alltags
Japan ist dank Olympia derzeit ein Topthema. Einen faszinierenden Einblick in das Land gibt eine Ausstellung in der Villa Berberich in Bad Säckingen. Dort zeigt der Freundeskreis Nagai der Deutsch-Japanischen Gesellschaft über 60 japanische Farbholzschnitte aus drei Jahrhunderten.
Dank dem bekannten Sammler und Nagai-Vereinsmitglied Hannspeter Kunz können die Besucher einen Einblick in die japanische Holzschnittkunst erhalten. Die Ausstellung führt durch die Entwicklung der Holzschnitte von anfangs schwarzweißen Buchillustrationen zur Farbigkeit. Auch die Linienführung entwickelte sich von frühen modellhaften Formen und Motiven hin zu detailreichen Zeichnungen.
Es ist die Kunst einer wirtschaftlich erfolgreichen, aber politisch machtlosen Bürgerschicht. Die Darstellungen haben keinen religiösen oder höfischen Bezug. Gezeigt werden die vielfältigen Zerstreuungen und Vergnügungen in der damaligen östlichen Hauptstadt Edo, dem heutigen Tokio: Theater, Dichterwettbewerbe, Ausflugsziele, Naturbetrachtungen - „die angenehmen Seiten des Alltags“ beschreibt es Leihgeber Hannspeter Kunz.
Diese Alltagsnähe macht die Betrachtung auch für uns heute spannend und vergnüglich – zum Beispiel bei Szenen aus dem Theater aus verschiedenen Blickwinkeln vor und hinter der Bühne. „Manche der Drucke waren auch Werbung für Theater oder Schauspieler“ erklären Regine und Peter Haußmann, die die Ausstellung betreuen. Sie wurden zahlreich vervielfältigt und waren für die Bewohner und Besucher der bereits damaligen Millionenstadt Edo leicht erschwinglich - ein „moderner“ Aspekt.
Mit ihrer Schlichtheit, dem flächigen Farbauftrag und dem Bildaufbau inspirierten diese Drucke die europäischen Künstler am Ende des 19. Jahrhunderts im Japonismus.
Eine kurze Zusammenfassung des Sammlers, ein informativer Flyer und die kenntnisreichen Erläuterungen von Regine und Peter Haußmann vermitteln beim Besuch der Ausstellung neben der Schönheit der Bilder auch japanische Geschichte.