Nadine Mahnke
Künstlerin aus Gurtweil
«Emotionen kann man nicht ausschalten»
Von Hoyerswerda nach Gurtweil: Mit Nadine Mahnke hat der Hochrhein eine umtriebige Kulturschaffende gewonnen. Die Zweite Vorsitzende des Museumsvereins Küssaberg lanciert nicht nur spannende Kulturprojekte, sondern ist selbst eine interessante Künstlerin. Stattsofa hat sie in ihrem Atelier besucht.
Aus dem Kopf wachsende Graureiher, glatzköpfige Damenkörper-Geigen, ein Fasan vor Mondlandschaft… wer sich beim Betrachten der Bilder Mahnkes an Max Ernst oder Salvador Dalí erinnert fühlen mag, hat, wie die Künstlerin eingesteht, zwar nicht ganz unrecht, sie selbst nennt jedoch Angela Hampl und Gudrun Trendafilov als stärkere Einflüsse: zwei zeitgenössische Dresdner Malerinnen, die sie während ihres Kunststudiums in Arnstadt und Ottersberg entdeckte. Das, was man gemeinhin unter Surrealismus versteht, versieht Nadine Mahnke mit ihrer eigenen Prägung. Obwohl Mahnke nicht in Bilderserien arbeitet, sondern jedes ihrer Werke alleine bestehen muss, ist ihr Stil unverkennbar. Man kann ihn mit ausdrucksstark beschreiben. „Mir fällt es oft einfach leichter, Gedanken in Bilder als in Worte zu fassen“, sagt Mahnke.
Wenngleich das Träumerische und Unsagbare in Mahnkes Bildern sehr präsent ist, so erschöpft sich ihr Programm keineswegs im Unterbewussten oder in der Intuition. Die Symbolik der Motive ist nicht willkürlich, den Bildern wohnt eine Bedeutung inne. Aktuell setzt sich Mahnke verstärkt mit der sorbischen Tradition und ihren Sagen auseinander. Die Früchte dieser Auseinandersetzung wird die Künstlerin Anfang Mai bei einer Ausstellung im Rahmen der Grenzüberschreitenden Kulturnacht Küssaberg-Zurzibiet zeigen.
Apropos Ausstellungen: Dass der Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern und dem Publikum während der Pandemie auf Sparflamme läuft, nimmt Mahnke nicht einfach hin. „Ich habe an einer digitalen Kunst-Runde teilgenommen, aber das Wahre ist das auch nicht.“ Gerne würde sie sich noch stärker mit den Kolleginnen und Kollegen in der Region vernetzen. „Es ist so bereichernd zu erfahren, wie andere Menschen ein und dasselbe Bild wahrnehmen…“. Offen zu sein für die Impulse der Umwelt: eine weitere Eigenschaft Mahnkes.
Wer Mahnke sprechen hört, kann sich kaum vorstellen, dass sie lange nicht hat ausstellen wollen: „Ich dachte früher, ‚oh Gott, ich zeig so viel von mir…‘, aber mittlerweile macht es mir Spaß!“, lacht sie. Eine letzte Frage an die praktizierende Kunsttherapeutin: Ist so etwas wie l’art pour l’art, die reine Kunst, überhaupt möglich, oder ist das Schaffen an einem Werk nicht immer ein bisschen therapeutisch? „Man gibt immer etwas preis, und das ist in Ordnung. Man kann die Emotionen nicht ausschalten.“
Text und Bilder: Eduardo Hilpert