Unter Tage in Menzenschwand
In der Mineraliensammlung des Kreismuseums St. Blasien sind, neben vielen anderen, auch Gesteine aus dem ehemaligen Bergwerk der Grube Krunkelbach in Menzenschwand ausgestellt. Einer, der die Geschichte des Bergwerks gut kennt, ist der ehemalige Bergmann Peter Kaltenbach. Stattsofa hat ihn interviewt.
Stattsofa: Wie lange haben Sie im Bergwerk gearbeitet und hat es Ihnen Spaß gemacht?
Peter Kaltenbach: Ich habe insgesamt fünf Jahre im Bergwerk gearbeitet, von 1986 bis 1991. Es hat mir sehr Spaß gemacht und ich würde gerne heute noch dort arbeiten.
Stattsofa: Wie war es dort zu arbeiten? Gab es viele Angestellte?
Peter Kaltenbach: Es gab Schichtarbeit und man musste früh aufstehen. Insgesamt gab es 19 Angestellte in zwei Schichten. Zur Sicherheit der Arbeiter und Strahlungen wurden zwei Dosimeter getragen. Einer am Helm und einer an der Jacke. Zweimal im Jahr mussten wir zur Untersuchung nach Karlsruhe ins Kernforschungszentrum.
Stattsofa: Was wurde denn im Bergwerk abgebaut und welche Anwendungsmöglichkeiten gab es? Wie wurde es entdeckt?
Peter Kaltenbach: Uran. Natürlich waren auch weitere andere Steine dabei, wie beispielsweise Granit, aber es wurde nur Uran abgebaut. Entdeckt wurde es 1961. Man hat beim Überfliegen mit Hubschraubern die Strahlen entdeckt und mit der Schürfung begonnen. Das Wasser vom Uranbergwerk wurde zu Therapiezwecken seit 2005 im neu erbauten Radon Revital Bad für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen der Bewegungsorgane und chronischen Schmerzzuständen verwendet.
Stattsofa: Wie tief ging das Bergwerk in die Tiefe und wie hat man die Gesteine gefördert? Was für Geräte hat man gebraucht?
Peter Kaltenbach: Es ging 240 Meter in die Tiefe und dann waren noch weitere fünf Meter Sumpf. Das Gestein wurde gebohrt, gesprengt und dann mit einem Überwurflader in die Loren geladen. Mit dem Förderkorb wurde es anschließend nach oben gefördert. Auf dem Gleis wurde es auf einen LKW geladen, an die Bahn nach Seebrugg gebracht und von dort ging es nach Ellweiler, wo es zu Plutonium verarbeitet wurde.
Man hatte einen Bohrhammer mit Bohren bis zu 2 Meter Länge. Für eine Sprengung wurden 33 Löcher gebohrt, mit einem Überwurflader aufgeladen und mit dem Aufzug im Schacht nach oben befördert.
Stattsofa: Wann wurde das Bergwerk geschlossen und warum?
Peter Kaltenbach: Das Bergwerk wurde im August 1991 der Umwelt zuliebe und weil man das Uran aus dem Ausland billiger bekommen hat, geschlossen. Auch hatte man Angst vor Radon, da es ein Gas ist und sich überall verflüchtigt. In Menzenschwand gab es viele Gegner wegen des Kurbetriebs. 1991 habe ich zusammen mit dem Steiger als letzter Mann das Bergwerk verlassen.
Stattsofa: Findet man noch Überreste des Bergwerks und findet man irgendwo Steine?
Peter Kaltenbach: Auf dem Gelände selber nicht, weil es über zwei Meter aufgefüllt wurde. Heute ist von der ganzen Anlage nichts mehr zu sehen. Die Hauptader ist immer noch drin. Es war das größte Uranvorkommen in ganz Europa. In Sulzburg bei Staufen im Landesbergbaumuseum Baden-Württemberg und im Kreismuseum St. Blasien findet man noch Gesteinsproben als letzte Überreste des Bergwerks.
Fragen: Larissa Spitz. Fotos: privat.