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Vom Handwerk zu lebender Kunst

Im Interview mit StattSofa erzählt der Tiengener Künstler Josef Briechle von seiner Arbeit und seinem Engagement für den Skulpturenweg in Hohentengen am Hochrhein.

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Stattsofa: Herr Briechle, was zeichnet Ihre Arbeit ganz allgemein aus? Was ist das Besondere daran?

Josef Briechle:  Besonders an meiner Arbeit schätze ich, dass ich jeden Tag in meinem Atelier arbeiten kann. So kann ich meine Kunst in enger Verbindung mit meinem Leben und Wohnen entwickeln. Das ist ein großes Privileg.

Das Atelier habe ich 1991 gebaut. Seitdem nutze ich es jeden Tag - für die Vorbereitung auf Wettbewerbe, Ausstellungen oder einfach nur für die Dinge, die ich gerade so im Kopf habe.

Stattsofa: Wie würden Sie ihren künstlerischen Stil beschreiben?

 

Josef Briechle: Ich arbeite meistens gegenstandslos, zwischendurch manchmal auch figürlich oder naturell. Meine Ideen kommen überwiegend aus der Natur. Dort ist alles vorhanden, man muss nichts Neues erfinden oder hinzufügen.

 

Außerdem fertige ich Portraits von bekannten Persönlichkeiten an, die in unserer Region geboren sind, aber  überregional oder sogar europaweit bekannt wurden und Erfolge feierten. Die Portraits sind große Holzschnitte. Unter den Potraitierten ist übringens Hans Thoma. Natürlich hängt es im Hans-Thoma-Museum in Bernau.

 

Zuletzt habe ich ein Portrait von Heinrich Kaminski angefertigt. Er war ein berühmter Komponist, der im Schloss Tiengen geboren wurde. Diesen Holzschnitt habe ich der Kaminski-Gesellschaft geschenkt.

 

Flyer mit Portrait von Hans-Thoma, angefertigt von Josef Briechle. Foto: Janine Fritzsch

Stattsofa: Gibt es bestimmte Künstler oder Kunsteinrichtungen die Ihre Arbeit beeinflusst haben?

Josef Briechle: Beeinflusst hat mich die Künstlergruppe "Brücke" und Gerhard Richter. Die Brücke-Künstler sind sehr vielseitig!

Ich selbst bin quasi Autodidakt. Ursprünglich komme ich aus dem Handwerk, habe Stuckateur gelernt und 1984 meine Meisterprüfung gemacht. Interesse an Kunst hatte ich aber immer schon. Deshalb habe ich auch neben der Ausbildung und meiner späteren Arbeit Kunst gemacht. Und ich habe ergänzend in der Kunstgewerbeschule Zürich Seminare besucht. 

"Die Verbindung aus Handwerk und Kunst ist wirklich gut gelungen", Josef Briechle, Künstler aus Tiengen.

Foto: Janine Fritzsch

Stattsofa: Für den Pfad in Hohentengen haben Sie eine Skulptur hergestellt, aus welchen Material ist diese?

Josef Briechle: Meine Skulptur in Kaiserstuhl (Schweiz) ist aus Edelstahl und farbigem Beton erbaut worden. Die beiden Säulen sind halbiert. Sie sollen die deutsch-schweizerische Grenzregion darstellen. Ich wollte zeigen: Es sind zwar zwei Länder, aber doch eine Region und das bis heute.

Stattsofa: Wie lange braucht es, bis Sie ein Stück fertiggestellt haben?

Josef Briechle: Es kommt auf die Größe und Feingliedrigkeit der Skulptur an. An einem Holzrelief arbeite ich bis zu einer Woche. Dazu nutze ich nur meine Hände und einen Stechbeitel.

Arbeitsplatte mit Holzrelief (oben links) und verschiedene Holzreliefs von Josef Briechle. Fotos: Janine Fritzsch

Stattsofa: Wie ist die Idee zu diesem speziellen Pfad entstanden? Warum ist der Pfad genau an der Stelle? Was ist der Hintergrund?

Josef Briechle: Nach einem Gespräch mit Mechthild Wagner, einer ehemaligen Galeristin aus Hohentengen, kam uns Idee, dass es so einen Pfad bräuchte, idealerweise entlang des Grenzflusses, des Rheins. Und es war klar, dass sowohl Deutschland als auch die Schweiz mitziehen müssen. Wir wollten Hohentengen und Kaiserstuhl beide mit an Bord holen.

Für die Standorte der Skulpturen benötigten wir Genehmigungen. Das war etwas knifflig, weil wir auf die Schweiz und den Forst Rücksicht nehmen mussten. Danach habe ich alle Künstler selbst kontaktiert. Der Aufwand war groß, hat sich aber gelohnt. Denn den Skulpturenweg gibt es immer noch.

Verschiedene Skulpturen entlang des Skulpturenwegs auf deutscher Seite bei Hohentengen. Fotos: Gemeinde Hohentengen a.H.

Stattsofa:  Haben Sie ein Lieblingsstück?

Josef Briechle: Im Laufe der Zeit hatte ich viele Lieblingsstücke. Meist ist es das, an dem ich gerade arbeite.

Josef Briechle

http://www.josefbriechle.de/

Atelier:
Am Kaltenbach 4
79761 Waldshut-Tiengen

Fragen und Bilder: Janine Fritzsch

Bilder der Skulpturen aus Hohentengen: Gemeinde Hohentengen a.H.