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Das Menschliche als stetige Inspirationsquelle 

Die Bernauer Künstlerin Christel Andrea Steier (*1958) stellt in ihrer Ausstellung „Ecce homo“ im Schloss Tiengen Ölgemälde und Skulpturen aus. 

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Stattsofa: Wie sind Sie zur Bildenden Kunst gekommen? Gab es ein Schlüsselerlebnis oder war der Künstlerberuf schon immer Ihr innigster Wunsch?

Christel A. Steier: Die Begeisterung für Kunst wurde mir sicherlich in die Wiege gelegt. In meiner „Herkunftsfamilie“ gibt es viele künstlerisch begabte Personen und einige haben ihre Begabung zum Beruf gemacht. Sie sind ausgebildete Schauspieler, Musiker und Orgelbauer und der älteste Sohn meines Cousins ist ein berühmter Bildender Künstler in Berlin. Andere leben ihr Talent nebenberuflich aus. Als sich mir die Gelegenheit bot, ein Studium in Malerei zu absolvieren, zögerte ich nicht lange.

Stattsofa: Welche Inspirationsquellen beeinflussen Ihre Kunst?

Christel A. Steier: Es ist der Mensch, das Menschliche, das mir als stetige Inspirationsquelle dient. Durch aufmerksames Beobachten, durch Klärung und Reduktion versuche ich elementare Zeichen zu finden und eine eigene Farb- und Formensprache zu entwickeln.

Stattsofa: In Ihren Ölgemälden gehen Sie universellen Fragen zur menschlichen Existenz nach, daher auch der Ausstellungstitel „Ecce homo“. Können Sie uns mehr darüber berichten?

Christel A. Steier: Ja, es sind die allesumfassenden Fragen, die mich interessieren, in denen es sozusagen um das Ganze geht: nach dem „Woher und Wohin“, nach Wachsen, Werden und Vergehen. Ich analysiere Identitäten, Reifungsprozesse, Seelenzustände, Emotionen, Sehnsüchte, suche das Innen und Außen, oder stelle mir einfach die Frage was uns eigentlich zum Menschen macht.

Stattsofa: Ihre Werke erzählen oft Geschichten, in denen sich ein Kreis schließt – Lebenszyklus, Tanz, Geschlechterrollen. Was vermitteln die Einzelfiguren und Gruppen, die Sie abbilden?

Christel A. Steier: Genau die oben beschriebenen Gedanken und Betrachtungen. Es macht mir Spaß ein ganzes Menschenleben auf eine Leinwand zu komprimieren. Durch das Hinzufügen und Übermalen, z.B. mehrerer Extremitäten oder ganzer Figuren, entsteht eine Art Bewegung, ein Vibrieren, das ein Bild lebendig werden lässt und eben eine Geschichte erzählt. Ich nutze die Farbe, die aus Personen Handlungsträger werden lässt. Meine Werke erschließen sich dem Betrachter unmittelbar und intuitiv.

"Es macht mir Spaß ein ganzes Menschenleben auf eine Leinwand zu komprimieren": Christel Andrea Steier.

Stattsofa: Sie malen überwiegend Ölgemälde mit leuchtenden Farben und ausdrucksstarken Formen. Was ist die Besonderheit Ihrer Kunst?

Christel A. Steier: Das Besondere an meinen Werken ist sicherlich meine ganz eigene Farbpalette. Je nach Bedarf setze ich Farbe als Kontrast ein um z.B. einen Ausdruck zu verstärken oder mische sie sehr zurückhaltend um eine Harmonie zu erzeugen oder Stimmungen zu unterstreichen. Ganz unzeitgemäß und in bewährter Malertradition bevorzuge ich Ölfarben für meine Werke, die ich mit unterschiedlichen Spachteln auf die Leinwand bringe. Es ist die Farbbrillanz, der vornehme Glanz der Ölfarben, der mich begeistert und die lange Trocknungszeit ist ideal für meine Arbeit, die man durchaus als einen dynamischen Prozess bezeichnen kann, in dem nicht nur ein Bild reift, sondern auch die dazugehörenden Gedanken.

Stattsofa: Ihre Holzskulpturen sind abstrakt. Was sagen sie aus und ist hier die Kreativität der Betrachterinnen und Betrachter gefragt?

Christel A. Steier: Es sind dieselben Gedanken die mich bewegen, wenn ich mich dem Werkstoff Holz nähere. Ich versuche meine Gedanken mit dem Material zu verschmelzen indem ich sie immer weiter reduziere. Im unwiederbringlichen Wegnehmen von Material nähere ich mich dem gedanklichen Konstrukt an und die erdachte und geplante äußere Form entsteht. Auch in den Skulpturen kann man Paare, Tanz und Emotion entdecken, oder einfach einen Lebensrhythmus. Auch bei den Skulpturen versteht der Betrachter intuitiv, was gemeint ist.

Stattsofa: An welchem Kunstprojekt arbeiten Sie gerade?

Christel A. Steier: Ich habe einen Auftrag und darf eine große Skulptur erarbeiten für einen privaten Garten. In dieser Skulptur werde ich die Relation zwischen Mensch und Natur thematisieren.

Fragen: Layla Nieden, Kulturamt der Stadt Waldshut-Tiengen. Fotos: privat.