Von den Brettern, die die Welt bedeuten
Für das Gespräch mit Claudia Meierhofer verlässt Stattsofa ausnahmsweise den Landkreis Waldshut – wenn auch nur für wenige 50 Meter. In Kaiserstuhl AG, auf der Schweizer Rheinseite gegenüber von Hohentengen, leitet Claudia Meierhofer das Theater Kaiserbühne. So überrascht es kaum, dass viele seiner Besucher aus Deutschland kommen. Doch bevor sich der Vorhang hebt, steht für gewöhnlich ein langer Produktionsprozess an.
Stattsofa: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Theaterstücke aus?
Claudia Meierhofer: Die Kaiserbühne besitzt den rechtlichen Rahmen eines Vereins, mit einem ehrenamtlich operierenden Vorstand und einigen wenigen Beschäftigten. Zur Auswahl der Theaterstücke tragen alle vom Vorstand ein bisschen bei, es gibt keine eigene Programm-Findungskommission.
Jeder darf seine „geeigneten“ Stücke ans Gremium mitteilen, und dann wird nach den Kriterien ausgewählt: Passt der Stückinhalt zum Niveau des Theaters, zu „unserem“ Stammpublikum? Oder auch zu neuen Zielgruppen? Ist unsere Bühne finanzkräftig genug? Ist die Anforderung an das Ensemble, wie viele Schauspieler auf unserer kleinen Bühne Platz finden, gegeben? Werden technische Hilfsmittel benötigt? Hat die Kaiserbühne das notwendige technische Material?
Nach vielen Gesprächen und Meetings folgt dann die Endauswahl mit einem schon definierten Regisseur inklusive Regieassistenz, welche projektbezogen dann jeweils von der Kaiserbühne angestellt werden. Und das alles muss früh genug passieren, da für das Fundraising noch genug Zeit sein muss, damit die Produktion der Theaterstücke beginnen kann.
Stattsofa: Werden die Schauspieler gecastet oder hat die Kaiserbühne ein festes Ensemble?
Claudia Meierhofer: Die Kaiserbühne hat kein festes Ensemble, für jede Eigen- oder Co-Produktion wird zusammen mit dem Regisseur & dem Dramaturgen in deren jeweiligen Netzwerken gecastet, beziehungsweise in Schauspielkreisen nach den „richtigen“ Menschen gesucht.
Stattsofa: Wie ist der Produktionsprozess eines Stückes, nachdem es ausgewählt wurde?
Claudia Meierhofer: Zuerst werden die Aufführungsrechte angefragt. Dann wird zusammen mit der Regie und der Regie-Assistenz die Rollenbesetzung mithilfe von Castings erarbeitet. Gleichzeitig läuft das Fundraising an, und nach und nach kommen auf der Timeline die Probezeiten, die Aufführungstermine, Pressearbeit und so weiter dazu. Auch muss die Verfügbarkeit der Probe-Location gegeben sein, denn der normale Spielbetrieb mit dem Jahres-Programm mit diversen Gastspielen geht ja in der Zwischenzeit weiter.
Die Werbemittel werden individuell auf jedes Theaterstück erstellt, produziert und dann step by step in den diversen Kanälen verteilt. Sowohl online als auch analog.
Stattsofa: Da Nachhaltigkeit in der Kulturbranche eine immer größere Rolle spielt, sind denn die Kostüme der Darsteller von der Kaiserbühne ebenso nachhaltig?
Claudia Meierhofer: Bei der Kostümbeschaffung schaut man zuerst, was im Fundus der Kaiserbühne vorhanden ist. Dann werden die Schauspielenden angefragt, ob bei ihnen noch etwas aus anderen Produktionen vorhanden ist, oder an privatem Material genutzt werden darf. Dann wird die Suche erweitert, und andere Theater werden angefragt. Wir hatten sogar schon Bühnenteile aus dem Zürcher Schauspielhaus ausgeliehen.
Stattsofa: Wie gelingt es einem kleinen Theater wie der Kaiserbühne, auf sich aufmerksam zu machen?
Claudia Meierhofer: Unsere Kaiserbühne im äußersten Nordosten des Kantons Aargau hat eine doppelte Grenzlage: zum Kanton Zürich als auch mit dem Rhein zu Deutschland. Das Preisgefälle stellt uns vor eine große Herausforderung, um auf beiden Seiten des Rheins unser Publikum anzusprechen.
Werbung wird mit Newslettern gemacht, aber in erster Linie ist es die persönliche Empfehlung der Mitglieder und der Besucher, die mit Mund-zu-Mund Propaganda weiteres Publikum ansprechen. Ein wichtiges Medium sind auch die Zeitungen, in welchen über unsere Produktionen in Artikeln berichtet wird. Leider sind die Printmedien immer weniger bereit, redaktionelle Texte zu erstellen.
Summa summarum darf gesagt werden, dass es äußerst schwierig ist, in dieser Nach-Corona Zeit genug Publikum anzusprechen, um ein wirtschaftliches Überleben der Kaiserbühne zu garantieren. Ohne einen großen ehrenamtlichen Arbeitseinsatz vieler fleißiger Hände würde es nicht gehen.
Fragen: Lisa Hoffmann. Fotos: Kaiserbühne und Ursula Burgherr.