Festspielgemeinde 
Bad Säckingen

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Wenn der Trompeter zum Geiger mutiert…

Die Theatergruppen kämpfen mit Corona – warum der Festspielgemeinde Bad Säckingen gewissermaßen trotzdem der Himmel voller Geigen hängt, hat Stattsofa im Gespräch mit Detlef Bengs und Helmut Kaltenbach erfahren.

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Nach beinah zwei Jahre andauernder Coronakrise scheint die Lage für die Theaterensembles unverändert prekär. Verschiebungen, Besucherbeschränkungen, Einnahmeausfälle… das leere Theater der Festspielgemeinde in der Hildastraße 2, welches als Kulisse für unser Gespräch fungiert, untermalt die Ausführungen von Detlef Bengs und Helmut Kaltenbach eindrücklich. Gegenwärtig ist nicht nur das schauspielerisches Talent der beiden Herren gefragt; vor allem müssen sie ihre Rollen als Vorstandsvorsitzender respektive Kassierer des Vereins ausfüllen. Glücklicherweise konnte die Festspielgemeinde in den Vorjahren einige Rücklagen bilden, denn bei gleichbleibenden Fixkosten und deutlichen Mindereinnahmen beim Ticketverkauf – trotz mehrmalig ausverkaufter Vorstellungen – war das Jahr 2021 in wirtschaftlicher Hinsicht schwierig. „Und wir haben noch das Glück, dass wir auf ein großes Stammpublikum zählen dürfen. Es gab Sondervorstellungen, die Nachfrage war da, aber wenn wir den Saal nur zu einem kleinen Teil füllen dürfen, rechnet es sich einfach nicht“, beschreibt Kaltenbach die Umstände, die die letztaufgeführte Komödie „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ begleiteten. Als Open-Air-Theater wurde das Stück in der Konzertmuschel im Schlosspark aufgeführt. Man muss kreativ bleiben.

Noch unkostümiert: Helmut Kaltenbach (links) und Detlef Bengs.

Das gilt nicht zuletzt für die Vorbereitungen auf das nächste Lustspiel. „Peter Trom – der Geiger von Säckingen“ steht erstmals nach seiner Premiere im Jahr 2003 erneut auf dem Programm. Ab dem 25. März ist die Komödie an insgesamt neun Terminen angesetzt. Die Anspielung auf Scheffels „Trompeter von Säckingen“ ist evident, den Gast erwartet eine freche, aber intelligente Persiflage. „Wir spielen Komödien, das ist ganz klar, die Gäste sollen Spaß haben. Aber es sind nie bloße Aneinanderreihung von Gags, das Lachen bleibt einem manchmal auch im Hals stecken, oder es ist ein nuanciertes Schmunzeln“, beschreibt Detlef Bengs die programmatische Ausrichtung des Ensembles. „Solche nicht ganz eindeutigen Situationen, die auf der Bühne entstehen, sind ja auch für uns als Schauspieler viel reizender“, ergänzt Kaltenbach.

            Regie wird Renate Kraus führen. „Sie ist eine ausgezeichnete Regisseurin, die das Ensemble immer perfekt auf das Stück vorbereitet“, stimmen Bengs und Kaltenbach überein. Ähnliche Lobeshymnen werden der Autorin des Stücks, Hilde Butz, zuteil, die als ehemalige Vorsitzende die Festspielgemeinde lange geprägt hat: „Eine klasse Schauspielerin, die uns andere auf ein höheres Niveau geführt hat.“ Bei der Leidenschaft, die Bengs und Kaltenbach mit zunehmender Dauer des Gesprächs versprühen, kann man sich die leere Bühne nun doch allmählich wieder mit Leben vorstellen. Und den Himmel voller Geigen. Oder sind es doch Trompeten?

Text und Bild: Eduardo Hilpert

Headerbild: Roberto Pugliatti, Festspielgemeinde

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