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„Die Teller von Cella im Keller“

Aus der Vergessenheit holen: Das Hans-Thoma-Museum Bernau würdigt eindrucksvoll Leben und Werke von vier Künstlerinnen.

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„Irma und die Frauen der Männer – Cella, Gertraud, Melitta“, lautet der Titel der neuen Ausstellung im Hans-Thoma-Museum. Jede der Künstlerinnen hat einen persönlichen oder künstlerischen Bezug zu Hans Thoma. Und sie alle fanden erst spät Anerkennung – teilweise im Schatten ihrer Männer.

Irma Grabhorn erhielt als erste Frau den Hans-Thoma-Preis. Gertraud Herzger von Harlessem war Ehefrau des Hans-Thoma-Preisträgers Walter Herzger. Melitta Schnarrenberger bekam die Auszeichnung der Kunstakademie Karlsruhe (wohin Hans Thoma zum Direktor berufen wurde) und Cella Thoma war Schülerin und Ehefrau von Hans Thoma.

Die Ausstellung macht deutlich, wie schwierig die Bedingungen für Künstlerinnen im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert waren. Dies spiegelt sich beispielsweise in den häuslichen Motiven der Bilder wider. Künstlerisches Arbeiten außerhalb ihres familiären Umfeldes war den meisten Malerinnen verwehrt. Dabei trugen einige von ihnen wesentlich zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. So entstand auch Gebrauchskunst wie hinreißend bemalte Spanschachteln von Gertraud Herzger oder ein Satz bemalter Blumenteller von Cella Thoma.

Hat die Ausstellung kuratiert: Margret Köpfer, Leiterin des Hans-Thoma-Kunstmuseums vor einem Werk von Irma Grabhorn. Oben ein Gemälde Gertraud Herzgers.

Margret Köpfer, Leiterin des Hans-Thoma-Kunstmuseums, hat die Ausstellung konzipiert, organisiert und umgesetzt. Begeistert und begeisternd erzählt sie von der Entstehung der Präsentation. Die Bilder und Objekte wurden teilweise aus dem Nachlass der Künstlerinnen zur Verfügung gestellt. Die Blumenteller Cella Thomas gehören allerdings zum Archiv des Museums. „Die Teller von Cella Im Keller“ seien der zündende Funke für die Idee zur Ausstellung gewesen, erzählt die Kuratorin lachend.

Aus dem Archiv stammen auch japanische Holzschnitte, die Irma Grabhorn dem Museum in einer Schenkung überlassen hat. Faszinierend sei ebenfalls der Blick hinter die Bilder. So hat Irma Grabhorn Erläuterungen zu ihren Gemälden auf die Rückseite geschrieben. Margret Köpfer dokumentiert sie und zeigt einige von ihnen.

Ein aufschlussreicher Blick auf die Bildrückseite: Irma Grabhorn gab hier häufig Erläuterungen an.

Es ist anrührend und beeindruckend, sich mit den Werken und Lebensgeschichten dieser vier Frauen auseinanderzusetzen. Sie wurden bei den Meistern ihrer Zeit ausgebildet und konnten sich trotz aller Widerstände künstlerisch verwirklichen.

Text und Porträtbild: Dr. Sylvia Vetter. Fotos: Hans-Thoma-Kunstmuseum.