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Heinrich Kaminski ? Nie gehört …

… so lautete in den meisten Fällen die Antwort auf Fragen nach dem 1886 in Tiengen  geborenen Komponisten Heinrich Kaminski. Er war nach dem zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten. Wegen seiner jüdischen Vorfahren hatte Kaminski während des Nationalsozialismus seine Position als Leiter des Musikvereins in Bielefeld und seinen Lehrauftrag an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin verloren, seine Werke waren mit einem Aufführungsverbot belegt.

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Der 1987 gegründeten Heinrich Kaminski Gesellschaft e.V. ist es gelungen, die Erinnerung an den Komponisten wieder zu wecken. Durch akribische Archivarbeit und kontinuierliche Zusammenarbeit mit Musikensembles, Hochschulen und Rundfunkanstalten finden sich Kaminskis Werke wieder in nationalen und internationalen Konzertprogrammen. Für dieses erfolgreiche Engagement erhielt die Gesellschaft 2020 den Musikpreis der Volksbank Hochrhein Stiftung. Das aus diesem Anlass geplante, feierliche Konzert kann nun am 25. September 2022 in Waldshut stattfinden.

Stattsofa spricht mit Herbert Müller-Lupp, Vorsitzender der Heinrich-Kaminski-Gesellschaft e.V. in Tiengen

Stattsofa: Welche Meilensteine der Vereinsgeschichte sind besonders herausragend?

H. Müller-Lupp: Zum einen 2014 die Übergabe der in Waldshut gelagerten Autographen an die Bayerische Staatsbibliothek München. Dies ermöglicht der Wissenschaft den digitalen Zugang zu Kaminskis Werk. Zum anderen die spektakuläre Aufführung der Dorischen Musik durch die Berliner Philharmoniker unter Andris Nelsons 2011 und 2019 die Uraufführung der Suite für großes Orchester in Winterthur mit dem Musikkollegium Winterthur.

Als Vorsitzender der Heinrich-Kaminski-Gesellschaft durfte Herbert Müller-Lupp den Preis der Volksbank Hochrhein Stiftung entgegennehmen.

Stattsofa: Das Leben Kaminskis ist beeindruckend und sein Schicksal exemplarisch für die kulturelle Geschichte unseres Landes im 20. Jahrhundert. Welche Rolle spielt dieser Aspekt in Ihrer Arbeit?

H. Müller-Lupp: Im Gespräch mit Musikern, Autoren und dem musikinteressierten Publikum arbeiten wir seine Person und seine Stellung in der Musik - besonders unter der Belastung durch die politische Situation - heraus. Diese Aspekte finden sich in unseren regelmäßig erscheinenden Heften der Heinrich Kaminski Gesellschaft.

Stattsofa: Welche Projekte plant die Gesellschaft in der Zukunft?

H. Müller-Lupp: Ein ambitioniertes und kostenintensives Projekt ist eine CD mit Orchesterwerken von Kaminski.

Stattsofa: Was zeichnet die Musik Kaminskis besonders aus? Auf was kann sich das Publikum beim kommenden Konzert besonders freuen?

H. Müller-Lupp: Durch seine Eigenständigkeit lässt sich Kaminski schlecht einordnen. Sein Schaffen führt auf der Grundlage von Bachs Musik in eine moderne Vielklanglichkeit. Seine Werke stellen sehr hohe Anforderungen an die Interpreten, auch ein Grund, weshalb die Werke so selten aufgeführt werden. Gleichzeitig sieht man darin die Einmaligkeit des Konzertes. Es werden ausschließlich Werke Kaminskis aufgeführt und es ergibt sich ein idealer Einblick in sein kammermusikalisches Schaffen.

Stattsofa: … also: Heinrich Kaminski – unbedingt hören!

Interview und Bild: Dr. Sylvia Vetter. © Titelbild: Heinrich-Kaminski-Gesellschaft.

Heinrich-Kaminski- Gesellschaft

Geschäftsstelle

Albert-Gebhardt-Strasse 9
79761 Waldshut-Tiengen
www.heinrich-kaminski.de