Grafschaft Hauenstein – Geschichte entdecken und erleben

Die Geschichte der ehemaligen Grafschaft Hauenstein ist etwas Besonderes: Die Grafschaft erstreckte sich weitgehend über den heute als Hotzenwald bezeichneten Landstrich. In den acht „Einungen“ – einzelnen Dörfern und ihrem jeweiligen Umland entsprechend – wurden schon im 14. Jahrhundert sogenannte Einungsmeister gewählt. Die Einungen verwalteten sich selbst und stellten eine Verteidigung, den „Landfahnen“. Aus den Reihen der Einungsmeister wurde ein Sprecher bestimmt. Dieser „Redmann“ vertrat die Einungen gegenüber dem Repräsentanten der habsburgerischen Herrschaft, dem in Waldshut residierenden Waldvogt. Die Einungsmeister waren für das Eintreiben der Steuern zuständig und an Gerichtsverfahren beteiligt.

Erst 1806 endete mit der Entstehung des Großherzogtums Baden, in das die Grafschaft überging, die Selbstverwaltung und Geschichte der Einungen. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zu „650 Jahre Hauensteiner Einung“ in den Jahren 2021 und 2022 entstand das Projekt „Grafschaft Hauenstein – Geschichte entdecken und erleben“. Um das Projekt langfristig zu sichern, schlossen sich vergangenes Jahr elf Gemeinden, zwei Fördervereine und der Landkreis Waldshut zu einem gemeinsamen Fonds zusammen. Die Abteilung Tourismus im Landratsamt Waldshut ist für das Projektmanagement verantwortlich.

„Unser Ziel ist es, diese interessante Historie sichtbar und erlebbar zu machen. So kann das Wissen um diese in Süddeutschland einzigartige geschichtliche Entwicklung lebendig und präsent bleiben“, erläutert die Tourismusbeauftragte des Landkreises Corinna Steinkopf. „Wir koordinieren die Themen und Vorhaben der beteiligten Gemeinden und der Fördervereine „Grafschaft Hauenstein“ und „Burgruine Hauenstein“.

Was sind das konkret für Vorhaben? Corinna Steinkopf verrät: „Ab Ende April wird im Freilichtmuseum Klausenhof eine neu inszenierte Schauspielführung für die Besucher und Besucherinnen angeboten. Die Geschichte der Salpeterer steht im Mittelpunkt der Aufführungen. Ein zweites großes Projekt ist ein Themenweg in Höchenschwand.“

„Ein anderes Beispiel ist die Anfertigung von Wandmalereien in zentralen Orten der früheren Einungen. Es ist jeweils das Symbol der Einungen – die „Hauensteiner Tanne“ – abgebildet. Man findet das Bild schon in fünf der acht Einungen. In diesem Jahr soll ein weiteres Bild in der ehemaligen Einung Höchenschwander Berg entstehen“, berichtet der Redmann der historischen Einungsmeistergruppe Gerhard Neugebauer. Die Mitglieder der Gruppe sind wichtige Wissensträger und Wissensvermittler im Projekt. Seit vielen Jahren bieten sie Führungen und Vorträge zur Heimatgeschichte an. „Es geht nicht nur um touristische Aspekte, sondern auch um Bildung und Information für die Menschen im Landkreis“, betont Corinna Steinkopf.

Norbert Schäuble, Einungsmeister aus Wolpadingen, stellt heraus, dass die Thematik durch das Projekt mehr Bedeutung und Würdigung erhält und sich durch die Internetplattform www.grafschaft-hauenstein.info zeitgemäß präsentiert. „So können wir mehr und neue Gruppen ansprechen. Auch viele jüngere Menschen interessieren sich für die Herkunft ihrer Familien und die Geschichte der Gegend, in der sie leben. Gerade in der heutigen Zeit kann dabei ein Gefühl von Vertrautheit und Stabilität entstehen.“ Und Corinna Steinkopf fügt hinzu: „Die Beschäftigung mit der Geschichte und die Arbeit in diesem Projekt ist eine Bereicherung.“

Text und Bilder: Dr. Sylvia Vetter