Kunstausstellung "Spuren"

Schlosskeller Tiengen

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Auf Spurensuche mit Ilse Werner und Gerhard Schwarz

Die Waldshuter Künstlerin Ilse Werner zeigt Porträt-Zeichnungen. Gerhard Schwarz aus Stühlingen Skulpturen und Wandarbeiten. Stattsofa hat die beiden Künstler vor der Vernissage ihrer gemeinsamen Ausstellung „Spuren“ im Schlosskeller Tiengen zum Interview getroffen und sie nach ihrer Kunst befragt. 

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Stattsofa: Wie kam es zu der Idee eine gemeinsame Ausstellung im Schlosskeller Tiengen zu initiieren?

Ilse Werner und Gerhard Schwarz: Bereits 2001 haben wir bei der 7. Ausstellung im Hause Binner-Schwarz in Stühlingen gemeinsam ausgestellt. Die Resonanz war sehr gut und die Meinung, dass unsere Werke gut harmonieren, war oft zu hören. 2006 begegneten wir uns in der alten Sedushalle in Waldshut erneut intensiver. Schließlich gab es 2018 in der alten Schule in Jestetten eine größere Ausstellung von uns beiden. Aktuell wurden wir von der Kulturamtsleiterin Kerstin Simon in den Schlosskeller für eine Doppelausstellung eingeladen.

Stattsofa: Ilse Werner, können Sie uns die Sulamith-Serie und Ihr Interesse an jüdischen Frauen, die auf Ihren Portraits abgebildet sind, näher erläutern?

Ilse Werner: In der Ausstellung „Spuren“ zeige ich Portraitzeichnungen von jüdischen Frauen. Es handelt sich um Frauen aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Mir geht es neben der Auseinandersetzung mit Leben und Werk der jeweiligen Person auch um Erinnerung.

Die Sulamith-Bilder dagegen sind „Gesichter“ aus der Vorstellung. Nicht ein einzelner, bestimmter Mensch ist gemeint. Der Titel „Sulamith“ geht auf die Gedichtzeile “… dein aschenes Haar Sulamith…“ (Paul Celan: Todesfuge) zurück. Diese Arbeiten entstehen seit einigen Jahren und immer wieder.

"Mir geht es neben der Auseinandersetzung mit Leben und Werk der Person auch um Erinnerung." - Ilse Werner.

Stattsofa: Gerhard Schwarz, Kunstinteressierte begegnen in der Ausstellung einigen Ihrer Figuren und Wandarbeiten aus Ihrer Serie „Boote“. Was erwartet die Kunstinteressierten genau?

Gerhard Schwarz: Das Thema Boot tauchte schon ganz zu Beginn meiner Beschäftigung mit Keramik auf. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich Kindheit und Jugend am Bodensee verbracht habe, wir immer eine „Gundel“ im Wasser liegen hatten und ich mehrere Jahre meinem Onkel beim Fischen half. In den letzten drei Jahren sind Boote wieder, vor allem in Wandarbeiten, aufgetaucht. Jetzt sind sie nicht mehr Arbeitsgerät, sondern thematisieren das uralte Motiv der Reise. Wohin geht die unsere? Welche Strömungen bewegen uns? Steuern wir auf Untiefen zu? Kommen wir an rettendem Land an?

Das Thema Torso begleitet mich dauerhaft. Derzeit sind es vor allem in Scherbentechnik gefertigte Objekte, die von Zerstörung und Heilung erzählen. Außerdem möchte ich den schönen Saal nutzen, um drei Massenszenen aus verschiedenen Phasen meiner Arbeit zusammen auszustellen. Gleichzeitig tauchen meine Figürchen vereinzelt auf.

"Objekte, die von Zerstörung und Heilung erzählen." - Gerhard Schwarz.

Stattsofa: Stellen Sie auch Werke aus, die die Öffentlichkeit bisher noch nicht gesehen hat?

Gerhard Schwarz: Ja, es wird einige Stücke geben, die noch den dezenten Geruch nach frisch verbranntem Sägemehl verströmen werden.

Ilse Werner: Ein Teil meiner ausgestellten Arbeiten, die „Sulamith“-Bilder ist zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen.

Stattsofa: Der Titel Ihrer gemeinsamen Ausstellung heißt „Spuren“. Spuren berichten von Vergänglichkeit und Gegenwärtigkeit. Mit welchen Themen in Bezug auf Spuren setzt sich Ihre Kunst in der Ausstellung auseinander?

Gerhard Schwarz: Ganz vordergründig hinterlässt meine Brenntechnik, der Raku-Brand, immer Spuren auf der Oberfläche der Stücke. Ich kann vieles steuern, muss aber akzeptieren, dass die Elemente Erde, Feuer und Wasser auch ein Eigenleben entwickeln. Somit sind Überraschungen vorprogrammiert, aber auch erwünscht. Alte Backsteine, die ich teilweise für die Skulpturen verwende, bekommen dadurch ein zweites „Leben“. Ich brenne Keramik bei niedrigen Temperaturen. Sie ist weich, fragil, braucht vorsichtigen Umgang.Die Spuren von sechs Jahrzehnten Lebenserfahrung geistern durch meinen Kopf und finden sich zwangsläufig in den Werken wieder.

Ilse Werner: Ich gehe den Spuren nach, begebe mich auf biografische Spurensuche und versuche zeichnerisch eine Annäherung im Portrait.

Das Interview führte Layla Nieden, Mitarbeiterin im Kulturamt Waldshut-Tiengen. Fotos: privat.