„Über kaum einen anderen Menschen wurden mehr Bücher geschrieben“
Napoleon Bonaparte, eine der bekanntesten Figuren der Weltgeschichte, steht im Mittelpunkt eines Vortrages in den Schwarzenbergsälen im Schloss Tiengen: Der Historiker Thomas Schuler beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit Napoleon – nicht nur theoretisch, sondern er wanderte auch wörtlich „Auf Napoleons Spuren“, wie er im gleichnamigen Buch beschreibt.
Am Sonntag, 24. März um 18:00 spricht er über „Napoleon und die Kunst“.
Stattsofa: Napoleon ist eine faszinierende Person, die immer wieder historisch, literarisch oder – wie jüngst – auch filmisch betrachtet wird. Weshalb ist seine Person historisch so herausragend?
Thomas Schuler: Ja, das stimmt. Über kaum einen anderen Menschen wurden mehr Bücher geschrieben. Die politische Realität, z.B. das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das uns heute so selbstverständlich erscheint, wäre in der historischen Kausalität ohne Napoleon nicht möglich.
Stattsofa: Er wird ja aber nicht nur „positiv“ gesehen …
Thomas Schuler: An ihm scheiden sich bis heute auch emotional die Geister gewaltig. Die einen sehen ihn als Kriegstreiber und Hauptverantwortlichen der sogenannten „Napoleonischen Kriege“; die anderen als das genaue Gegenteil. Dabei wird der Vergleich mit den Zuständen in den anderen europäischen Staaten seiner Zeit häufig nicht berücksichtigt.
Stattsofa: Welche Fähigkeit ist das Geheimnis seines zunächst sehr erfolgreichen Agierens?
Thomas Schuler: Napoleon wurde mit Sicherheit mit einer weit überdurchschnittlichen Intelligenz geboren. Durch die außergewöhnlichen Umstände der Französischen Revolution konnte er diese Fähigkeit zu ihrer vollen Entfaltung bringen. Eines seiner Wesensmerkmale war sein Charisma und die zum Teil zurecht bestehende Überzeugung, die Dinge besser zu können als andere. Dies ist in verwaltungstechnischen, wirtschaftlichen und zahlreichen anderen Bereichen erkennbar und wird am deutlichsten sichtbar, wenn man seine Errungenschaften mit denen der anderen Staatsoberhäupter seiner Zeit vergleicht.
Stattsofa: Mit Napoleon Bonaparte verbindet man zunächst seine Feldzüge in Europa oder seine Kaiserkrönung – also Politisches. „Napoleon und die Kunst“ klingt überraschend. Welche Rolle spielte Kunst für Napoleon?
Thomas Schuler: Napoleons Bildung und geistige Ausrichtung war tief in der Antike verwurzelt. Nur daraus ist es zu verstehen, dass sich unter ihm die Kunstrichtung des Empire entwickelte. Mit der Französischen Revolution und dem Aufstieg Napoleons sollten in Paris als „Hauptstadt der befreiten Welt“ auch die bedeutendsten Kunstwerke der Welt zusammengetragen werden. Im Zuge dessen kam es zu dem bis dahin beispiellosesten Kunstraub in der Geschichte.
Stattsofa: Und Napoleon als Motiv in der Kunst? Wie wurde er dargestellt?
Thomas Schuler: Auch das wird im Vortrag thematisiert werden.
Stattsofa: Wir freuen uns auf den interessanten Abend!
Interview: Dr. Sylvia Vetter, Foto: Thomas Schuler, privat