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„Kunst muss nutzlos sein“

Conrad Schierenberg lebt und arbeitet auf dem Dachsberg. Aus einem Gespräch dort, autobiographischen Texten und Gedanken über das Malen in seinen Büchern entstand dieses Portrait.

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Stillleben … klassische, ruhige Stillleben – ungewöhnlich in der aktuellen Kunstwelt - sind das erste, was mir beim Atelierbesuch auffällt. Und die warme Farbigkeit der Bilder, immer wieder von Orangetönen lebendig gemacht. Breite Pinselstriche, pastos aufgetragen, mit behutsamer Kraft gesetzt.

„Abstrakt zu malen fällt mir schwer“ antwortet der Maler darauf angesprochen. Die „Atmosphäre, der Raum, die Luft zwischen den Gegenständen“ zu erfassen sei ihm wichtig, erläutert er. Vor allem aber sei das WIE seiner Malerei wichtiger als das WAS. Natur und Gegenstände dienen als „Vorwand zum Malen selbst“. „In der Malerei geht es nicht darum, Sichtbares exakt darzustellen“, sondern das „Malen als einen Zustand“ zu erleben. So wird der schöpferische Prozess zum „Beseelenden“. „Aus dem, was wir malen, schaut uns unser Selbst entgegen“. Dies gelinge jedoch nur, wenn die Malerei „ehrlich ist“. „Kunst muss nutzlos sein, um reine Kunst sein zu dürfen“ schreibt Schierenberg in seinem Buch „Liest keine Sau“.

Ja, er ist auch ein Schriftsteller. Spät begann er Gedichte und Prosatexte zu schreiben, 500 Sonette („von Shakespeare gibt es nur 150“ sagt er schmunzelnd), unzählige ernste und un-ernste Verse, Limericks und Gedichte in Hochdeutsch und Alemannisch hat er verfasst und ist stolz auf über 28.000 Clicks auf die Youtube-Lesungen seiner Gedichte.

Conrad Schierenberg, 1937 geboren, blickt auf ein bewegtes – für uns Betrachtende: bewegendes – Leben zurück. Ohne Familie im herkömmlichen Sinne im Schwarzwald aufgewachsen, musste er schon früh als Hütebub, Stallknecht, später als Holzfäller und Hilfsarbeiter arbeiten. Er besitzt keinen Schulabschluss, keine Berufsausbildung. Als Jugendlicher entdeckte er den Drang und die Liebe zum Malen, ein jüdischer Freund in Paris wurde später sein Lehrer. Viele asiatische Länder hat er kennengelernt und wurde in den 60er Jahren in London ein anerkannter und erfolgreicher Maler. Das Heimweh zog ihn zurück in den Schwarzwald, wo er seit fast 50 Jahren lebt und arbeitet. Neben den Stillleben („es gibt nichts Unzeitgemäßeres“) entstehen in seiner charakteristischen Malerhandschrift auch Landschaftsbilder, teilweise in abstrakte Farbkompositionen übergehend und Bilder von Gesichtern, die „eher Kopfstudien als Portraits“ für den Maler sind. Das Wichtigste für ihn: Tätig sein können, schöpferisch sein.

Sylvia Vetter

Autor*in

Sylvia Vetter ist Teil des Kulturbeirates und Redakteurin von Stattsofa.